Unser individuelles Arbeitsmodell mit Kleinkind

Von Gastautorin Yvonne

Unser individuelles Arbeitsmodell mit Kleinkind begeistert viele in unserem Umfeld, daher möchte ich es gerne mit euch teilen und mich mit euch über eure Modelle austauschen.

Wie alles begann:
Als ich im Oktober 2019 plötzlich schwanger war, freuten wir uns wahnsinnig, doch in meinem Kopf waren auch plötzlich Fragen wie…

„Werde ich nie wieder auf Partys gehen?“
„Darf ich nun erstmal nicht mehr reiten?“
„Und was ist mit meiner Arbeit, die mir viel Spaß macht? Werde ich jetzt wie meine Mutter die nächsten 10 Jahre Hausfrau und Mutter sein und wird danach mein hart erarbeitetes Maschinenbaustudium wertlos geworden sein?“

Kleiner Spoiler vorweg:
Nach und nach fand sich für alles eine gute Lösung – NATÜRLICH!

Die Planung bereits während der Schwangerschaft:
So überlegte ich also schon früh, wie ich die Arbeit und das Baby „unter einen Hut bekommen“ könnte. Das Kind – wie oft üblich – mit einem Jahr fremd betreuen zu lassen, erschien mir persönlich noch zu früh. Und irgendwann fiel mir ein, wie mir eine ehemalige Mitschülerin auf dem Klassentreffen erzählt hatte, dass sie und ihr Mann sich 50/50 um ihr noch kleines Baby kümmern und beide zu gleichen Teilen in Teilzeit arbeiten. Das hatte mich damals schon beeindruckt, doch das wäre für meinen Mann keine Option gewesen.

Doch in meinem Kopf fing es an zu rattern…

Mein Mann ist schon immer ein Frühaufsteher. Er fängt gerne um 6 Uhr morgens an (startet also um 5:30 Uhr zur Arbeit, wenn die Straßen noch frei sind) und ist gerne früh zu Hause. Ich dagegen bin schon immer die Eule und am späten Nachmittag total produktiv. Meine aktuelle Stelle könnte ich evtl. auch nur am Nachmittag ausüben, natürlich mit einem kleineren Verantwortungsbereich aber denselben Aufgaben. Mein Mann und ich feilten noch eine Weile und dann war es fertig: Unser individuelles Modell, das wir für das zweite Lebensjahr unseres Sohnes planten (also von eins bis zwei Jahren) und mit unseren Vorgesetzten und den Personalabteilungen bereits während der Schwangerschaft abstimmten.

Die Umsetzung, nach meinen 12 Monaten Elternzeit:
Mein Mann reduzierte seine Wochenstunden von 35 auf 30 Stunden (in seiner Firma heißt das „verkürzte Vollzeit“ und dafür gab es sogar eine schöne Bonuszahlung, denn es sollten zu der Zeit Mitarbeiterkosten eingespart werden, auch Gewinnbeteiligungen etc. erhält er weiterhin). Die 30 Stunden arbeitet er jeden Tag von 6-12 Uhr. So konnte ich mit 20 Stunden pro Woche (jeden Tag von 14-18 Uhr) wieder einsteigen, was meinen Chef sehr freut, denn so bin ich täglich für unsere Kunden erreichbar und kenne mich, im Vergleich zu neuen Kollegen, noch immer bestens aus. Und ich kann mir sogar einen Arbeitsplatz mit den anderen Teilzeitkräften teilen, da ich antizyklisch zu ihnen arbeite.

Zu Gute kam uns natürlich noch die Homeoffice-Möglichkeiten durch Corona, denn wir haben beide einen Anfahrtsweg von ca. 30 Minuten zur Arbeit, der von Anfang an mit eingeplant war.

Die Softfacts:
Ja, wir haben mehr Zeit für uns als davor: Wir verbringen unsere Mittagspausen als Familie und tauschen uns aus, wie der Vormittag war und was die „Jungs“ am Nachmittag zusammen vorhaben und so weiter. Und zum Abendessen sind wir auch wieder vereint.

Die „Jungs“ sind so viel mehr zusammengewachsen. Die Fragen wie: „Was soll der Kleine essen, was soll er anziehen, wann soll er schlafen und muss ich ihn heute eincremen, etc.?“ kann mein Mann mittlerweile genauso gut beantworten wie ich. Und auch unser Kleiner weiß nun, dass Papa gut trösten kann und der Nachmittag mit ihm allein wieder ganz neue Abenteuer bietet.

Außerdem waren wir über die komplette Corona Zeit unabhängig von Kita-Schließung oder ähnlichem. So genießen wir alle Drei diesen abwechslungsreichen Alltag so sehr, dass wir uns dafür entschieden haben, unser Modell um ein weiteres Jahr zu verlängern, bis unser Kleiner mit drei Jahren dann in den Kindergarten gehen wird.

Unser Fazit und Ausblick in die Zukunft:
Für uns Drei ist dieses Modell perfekt. Glücklicherweise haben wir auch Arbeitgeber und Arbeitsplätze, mit denen wir das so umsetzen können. Aber auch hier sind wir neue Wege gegangen und mussten unsere Vorstellungen offen und direkt formulieren. Es gab keine Vorbilder im direkten Arbeitsumfeld. Von allen Seiten hören wir nun: „Toll, wie ihr das macht!”

Mit dem kommenden zweiten Kind und dem dann Großen im Kindergarten (bis max. 13:30 Uhr) werden wir unser Modell wieder anpassen müssen. Und hierfür würde ich mich nun gerne mit euch austauschen.

Welche Arbeitsmodelle habt ihr? Was würdet ihr euch wünschen? Gibt es in eurem Bekanntenkreis ähnliche Modelle? Lasst uns hier im Forum darüber sprechen.

Wie Isa immer sagt: „Wir sitzen doch alle im selben Boot.“: Mein Gespräch beim Klassentreffen damals war der Funke für unser Modell. Vielleicht ist mein Beitrag ein Fünkchen für dich/ deine Schwester/ deine Freundin? Lasst uns hier bitte weitere Funken sammeln, bis wir ein Feuerwerk an Modellbeispielen zusammen haben, die uns alle voneinander lernen lassen.

 

Du hast was zu erzählen, liebst es zu schreiben und möchtest hier mal einen Gastbeitrag von dir lesen? Dann melde dich gerne bei: johanna@isawhoelse.de

Fotocredits: Sarah Cervantes via Unsplash