Von Gastautorin Nina Krasa
Als Mama in Elternzeit verbringt man ja einen Großteil seiner Zeit zu Hause. Klar geht man spazieren, einkaufen oder trifft sich mit Freunden, aber dennoch: die meiste Zeit bin ich in den eigenen vier Wänden.
Wenn ich dann am Vormittag mit meinem Baby auf der Krabbeldecke sitze und ihm die Spielsachen darreiche, wandert mein Blick zwangsläufig im Wohnzimmer umher und ich frage mich, ob ich nicht unseren Fernsehschrank, in dem aktuell Bücher und Spielsachen vom Großen drin stehen anders ordnen könnte, damit es hübscher aussieht oder die Kiste mit der Spielesammlung in eine andere Ecke stellen könnte, um mehr Ordnung zu haben.
Am Nachmittag im Kinderzimmer mit Baby und großem Bruder dasselbe: zwischen Auto spielen und Türme bauen, überlege ich mir, wie man denn die Pixibücher noch effizienter arrangieren könnte, oder ob es Sinn macht, das Duplo-Krankenhaus und die Duplo-Müllabfuhr in getrennten Boxen aufzubewahren.
Nicht dass sich mein Sohn an solche Überlegungen halten würde, nein am Ende des Tages würde natürlich ich dasitzen und die Teile mühsam wieder dahin einsortieren, wo sie meiner Meinung nach hingehören.
Ich habe mich mittlerweile auch damit abgefunden, dass dieser Ordnungs- und Sortierwahn etwas ist, was ich in mir trage und was ich daher nicht zwangsläufig auf meine anderen Familienmitglieder übertragen darf. Die viele Zeit zuhause verstärkt das Ganze natürlich noch. Eine gewisse Grundordnung erwarte ich jedoch und finde sie auch für die Kinder wichtig, da ich immer wieder merke, dass sie in einem aufgeräumten Kinderzimmer lieber Zeit verbringen und tatsächlich kreativer sind. Aber alles andere ist etwas, was meinem eigenen Wohlbefinden dient.
Deswegen verwundert es mich auch nicht, dass der gestrige Besuch bei einem großen schwedischen Möbelhaus mal wieder eskaliert ist und der Einkaufswagen voll mit Stauraumartikeln war.
Es ist nicht so, dass es bei uns jeden Tag aussieht, als wäre eine Bombe explodiert, dazu sind meine Käufe von Boxen, Regalen und Co. zu umfangreich, dennoch habe ich fast jeden Tag das Gefühl, es müsste doch noch etwas zu optimieren geben. Die Krux an der Sache ist, dass mich das an vielen Tagen nicht etwa anspornt, sondern eher stresst und resignieren lässt.
Interessanterweise geht es mir, wenn ich bei Freunden zu Besuch bin, überhaupt nicht so, wenn dort Dinge herumliegen und nicht alles akribisch geordnet ist, dann empfinde ich dies als gemütlich. Warum kann man dann diese Sichtweise nicht auch auf das eigene Zuhause übertragen? Zumal der Ordnungskampf mit zwei kleinen Kindern ja ohnehin dem mit Windmühlen gleicht. Mir fällt das wirklich schwer. Und so werde ich also wohl weiterhin überlegen, wo es denn noch Optimierungsbedarf gibt.
Und wenn ich dann irgendwann sämtliche Gegenstände unserer Wohnung in all die Kisten, Körbe, Schubladen , Schränke oder Regale geräumt habe, dann frage ich mich sicherlich, warum es denn bei uns so unwohnlich aussieht.
Über Nina:
Ich heiße Nina, bin 35 Jahre alt, born and raised im schönen Nürnberg. Dort lebe ich zusammen mit meinem Mann, unserem dreijährigen Sohn und unserer Babytochter. Wenn ich nicht gerade, wie aktuell, in Elternzeit bin, bin ich als Juristin für meine Heimatstadt tätig, was mir rießig Spaß macht. Ich liebe es, Sachverhalte zu analysieren, zu strukturieren und auf die rechtlichen Fallstricke abzuklopfen und meine Kolleginnen und Kollegen zu beraten. Daher fällt mir der turbulente und manchmal chaotische Alltag mit Kindern auch nicht immer ganz leicht, die wollen nämlich des Öfteren nicht ganz so gerne beraten werden ???? Ich bin dankbar und finde es unglaublich spannend, die Welt durch meinen Sohn und meine Tochter noch einmal mit Kinderaugen erleben zu dürfen. Es ist nicht immer einfach, aber langweilig wird es definitiv nie.”
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Photocredits: Mick Haupt via Unsplash