Von den Gastautorinnen Dr. Olivia Wartha und PD Dr. Susanne Kobel
Erinnerungen begleiten uns ein Leben lang. Kleine und größere Erlebnisse, auch wenn viele davon ewig her sind, an einige können wir uns erinnern, als wären sie gestern gewesen. Man selbst, hoch schaukelnd auf dem Lieblingsspielplatz, das Lachen des Bruders im Ohr, der versucht noch höher zu schaukeln als man selbst. Der Spieleabend mit der ganzen Familie, als man bei Mensch-ärgere-dich doch noch völlig unerwartet gewonnen hat. Plätzchenbacken mit der ganzen Familie und der leckere Teig, von den man heimlich probiert hat. Oder der Ruderbootausflug, bei dem Papa einem verlorenen gegangenen Paddel hinterherschwimmen musste.
„Weißt du noch, damals als, …?“, „Kannst du dich erinnern, als …?“ Solche Erlebnisse und gemeinsamen Glückmomente schweißen uns langfristig mit unserer Familie zusammen.
Was wir aus unserer Kindheit mit ins Erwachsenenalter nehmen, sind viele kleine Erinnerungen. Erinnerungen an Alltägliches und an Besonderes. Viele dieser Erinnerungen haben wir nicht alleine, sondern können sie mit unseren Eltern und Geschwistern teilen. „Weißt du noch, damals als, …?“, „Kannst du dich erinnern, als …?“ Solche Erlebnisse und gemeinsamen Glückmomente schweißen uns langfristig mit unserer Familie zusammen. Nicht umsonst, haben Wissenschaftler herausgefunden, dass man die Beziehungsstärke unter Familienmitgliedern unter anderem daran messen kann, wie oft Sätze wie „Erinnert ihr euch noch, als …?“ bei Zusammentreffen fallen.
“Man kann sein Kind unterstützen kleine Glücksmomente bewusst wahrzunehmen und dafür sorgen, dass man regelmäßig, gemeinsam als Familie positive, erinnerungswürdige Momente erlebt.”
Wenn man nun eigene Kinder hat, ist die Frage, welche Erinnerungen man ihnen für ihr eigenes Leben und für die gemeinsame Zukunft mitgeben möchte. Als Eltern zahlen wir jeden Tag auf das Erinnerungskonto unserer Kinder ein. Man kann sein Kind unterstützen kleine Glücksmomente bewusst wahrzunehmen und dafür sorgen, dass man regelmäßig, gemeinsam als Familie positive, erinnerungswürdige Momente erlebt. Das Zauberwort hierfür sind Familienrituale.
“Familienzeit als festes Ritual.”
Familienrituale, die den Familienzusammenhalt und das liebevolle Miteinander fördern können. Hier geht es darum gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen zu schaffen. Das müssen keine teuren, groß geplanten, umständlichen, lang organisierten Erlebnisse sein, sondern in den Alltag integrierte Erlebnisse, die regelmäßig und bewusst durchgeführt werden, um allen eine schöne und angenehme Zeit zu ermöglichen. Dabei geht es vor allem darum, dass sie keine Ausnahme, sondern ein fester Bestandteil des Familienlebens sind. Familienzeit als festes Ritual.
Denn diese bleiben im Gedächtnis und machen den tristen Alltag spannender, bunter, erholsamer, aufregender oder lustiger. Sie erzeugen kleine Glücksmomente, die nicht nur im aktuellen Erleben toll sind, sondern von deren Erinnerung noch Jahre lang gezehrt werden kann. Denn gemeinsame Erlebnisse sind echte Alleskönner! Sie tun gut und verbinden, aber bringen der Familie als Ganzes und auch jedem Einzelnen noch viel mehr: Durch gemeinsame Erlebnisse bzw. Familienrituale lernt man die Stärken, Vorlieben und Interessen jedes Einzelnen besser kennen; schafft man langfristiges Vertrauen zueinander; stärkt man nachhaltig die (emotionale) Bindung und Beziehung in der Familie und vermittelt sich gegenseitig Wertschätzung, Zusammenhalt und Unterstützung. Um genau diese gute und liebevolle Beziehung zueinander aufzubauen, aufrechtzuerhalten und zu vertiefen, helfen gemeinsam erlebte Familienrituale.
Warum nicht regelmäßige feste Kuschelzeiten einplanen? Immer nach dem Heimkommen? Am Sonntagmorgen im Bett? Noch fünf Minuten bevor Aufgestanden werden muss? Oder gemeinsam neue Spielregeln erfinden. Gemeinsam spielen verbindet, es fördert die Selbstsicherheit, Kreativität, Neugier und Begeisterung der Kinder. Damit es nicht langweilig wird: eigene Spielregeln erfinden. Das macht die Spiele noch lustiger. Vielleicht auch mal eine Wohnzimmerdisco? Beim Tanzen werden viele Glückshormone ausgeschüttet, das macht glücklich und gesund. Dazu kommt das Herz-Kreislauf-System in Schwung. Also: Wohnzimmer abdunkeln, Musik aufdrehen und los tanzen. Oder lieber ein fester Massagetag pro Woche? Evtl. sogar an einem Tag, an dem eigentlich sowieso schon ganz viel los ist. Denn genau dann braucht man etwas Entspannung am dringendsten. Aber auch kleine Familienabenteuer, sog. „Mikroabenteuer“, machen das Familienleben aufregender, schweißen zusammen und schenken viele bunte Erinnerungen. Dazu braucht es oft nicht viel Planung, sondern einfach nur etwas Spontanität und Offenheit. Diese Ritualideen und noch viele mehr gibt es im Elternratgeber „Starke Rituale – Starke Familie“.
Über Dr. Olivia Wartha und PD Dr. Susanne Kobel:
PD Dr. Susanne Kobel und Dr. Olivia Wartha sind Expertinnen für mentale Gesundheit, Resilienz, Glück und Prävention. Sie schreiben Elternratgeber und neben ihrer Arbeit an der Universität Ulm halten sie seit vielen Jahren Fortbildungen und Workshops für Eltern. Hier liefern sie Ideen und Ratschläge, um den Eltern-Kind-Alltag zufriedener, entspannter, glücklicher, liebevoller und bunter zu gestalten und ein wirkliches Miteinander zu fördern. Mehr über die beiden auf instagram (@tausend_tadaas) oder humboldt.de.
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