Von Gastautorin Sabrina Hage
Ich hatte mir die Elternzeit zu Beginn meiner Schwangerschaft so toll vorgestellt. Frei von der Arbeit, sich einfach nur um die Familie kümmern. Und dann – März 2020 – im 7. Monat schwanger erreichte uns die Pandemie.
Schnell wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt und Ängste machten sich breit. So verlief es auch nach der Geburt, wir waren sehr unsicher was Besuche anging (Selbsttests gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht so richtig) und isolierten uns irgendwie ohne es eigentlich zu wollen. Ein Austausch mit anderen Müttern, die man im Online-Geburtsvorbereitungskurs kennengelernt hatte, war schwierig. Man hatte sich ja noch nie live gesehen, und sich dann „Fremden“ direkt anvertrauen? Nichtsdestotrotz war das aber die einzige Möglichkeit, sich mit anderen Müttern auszutauschen. Im engsten Freundeskreis gab es noch keinen Nachwuchs.
So vergingen die Wochen und Monate, meine Tochter wurde immer größer und in mir wuchs vermehrt der Wunsch, sie mit gleichaltrigen Kindern zusammenzubringen und gleichzeitig wünschte ich mir ein paar offene Ohren von Müttern, die gerade denselben Schub und dasselbe Problem mit dem Zahnen durchmachten wie wir. Es war schwer. Ein offenes Angebot gab es zu diesem Zeitpunkt weiterhin nicht. Online-PEKiP-Kurse und Online-Babytreffs gaben mir nicht das, was ich wollte.
So hangelten wir uns von Lockdown zu Lockdown und hofften, dass uns das Virus nicht erwischt. Wir vermieden weiterhin große Familientreffen, sogar Weihnachten 2020 blieben wir allein. Mit der Hoffnung, zum Ende der Elternzeit, im Sommer 2021 würde alles besser werden und die Pandemie besiegt.
Wir hatten uns frühzeitig für einen Kitaplatz in unserer Stadt beworben, damals noch wichtig, dass man in einem systemrelevanten Beruf arbeitet. Trotz allem haben wir keinen Platz bekommen und sind bei einer Tagesmutter gelandet. Die Eingewöhnung war hart, meine Tochter hat das erste Mal richtig Kontakt zu „fremden“ Erwachsenen und Kindern gehabt. Nach zwei Wochen konnte sie sich noch immer nicht lösen. Ich durfte das Haus der Tagesmutter aufgrund der großen Verlustängste meiner Tochter nicht verlassen. Meine Einstellung zur Eingewöhnung war von Anfang an positiv, ich hatte mich Tage vorher zur inneren Einstellung der Eltern bei einer Eingewöhnung belesen und wollte alles richtig machen. Nach den ersten zwei Wochen war ich frustriert, hatte ich mir das doch viel leichter und einfacher vorgestellt.
Kurz darauf erhielten wir einen Anruf, dass kurzfristig ein Kitaplatz in unserer Wunscheinrichtung frei werden würde. Diesen nahmen wir dankend an. Hier begann die Eingewöhnung also erneut. Ich hatte zu Beginn ein sehr offenes und kommunikatives Gespräch mit der zuständigen Erzieherin und wusste, unsere Tochter wird hier alles nachholen können, was sie im ersten Jahr mit mir nicht erleben konnte. Die Eingewöhnung verlief zu Beginn durchwachsen, mit jedem Tag wurde es aber besser und unsere Tochter gewöhnte sich langsam an die vielen anderen Kinder und Erzieher:innen.
Mittlerweile geht sie unheimlich gern in die Kita. Ich bin froh und traurig zugleich, dass wir durch das Ende der Elternzeit Kontakt zu anderen Kindern erhalten konnten und finde es sehr schade, dass kaum etwas in ihrem ersten Lebensjahr möglich war.
Inzwischen haben wir uns ganz gut arrangiert. Durch die Kita hat unsere Tochter nun ganz viel Abwechslung, erste “Kindergartenfreunde”, mit denen man sich auch am Nachmittag mal verabredet. Einen Austausch mit anderen Mamas habe ich mittlerweile auch, da nun ein paar Freundinnen Nachwuchs bekommen haben und man sich jetzt gegenseitig ein offenes Ohr leihen kann.
Über Sabrina:
Sabrina ist 34 Jahre alt, verheiratet und hat eine 19 Monate alte Tochter. Wenn sie nicht gerade als Pflegeberaterin in einem Krankenhaus arbeitet, ist sie gern draußen, geht schwimmen oder in die Sauna.
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Photocredits: Marcin Jozwiak, Unsplash