Von: Sabrina Meier (mehr über Sabrina findest du am Ende des Artikels)
Erst gestern wieder passiert: Ein schrecklich vollgepackter (Teilzeit-)Arbeitstag geht zu Ende, ich düse schnell nach Hause, um dort noch kurz 15 Minuten Me-Time mit meinem Kaffee zu erhaschen. Falsch gedacht. Statt Kaffee erwarteten mich liebevoll hingespuckte Häufchen Kotze meiner Katzen. Puh – Okay. Schnell aufputzen und weiter geht’s, den Zwerg aus dem Kindergarten abholen. Im Hinterkopf rattert mein Unterbewusstsein schon mal den Plan herunter:
“Sabrina, du holst jetzt freudig deinen Zwerg ab, anziehen, Autofahrt nach Hause. Denk unbedingt an die kurze Kuschelrunde daheim! Danach wieder anziehen, ab zum ersten Zahnarzttermin für den Nachwuchs. Haste nicht vergessen oder? Und denk’ daran, du musst eine halbe Stunde lang fahren, nimm ja Beschäftigungsmöglichkeiten für Zwergi mit! Sonst endet es im Chaos und das wollen wir ja nicht, klar?”
Ich laufe innerlich nickend zum Auto. Sollte ja nicht so schwer sein, oder?
Genau ab hier lief alles voll nach Plan. Nicht. Ich glaube jede Mama kennt das: Das Kind ließ sich nicht selbstverständlich ruhig anziehen, die kurze Kuschelrunde zuhause endete absolut im Krieg und von der Autofahrt will ich gar nicht erst reden. Und dann hat Zwergi beim Zahnarzt nicht einmal den Mund aufgemacht oder Zähne gezeigt. Auf dem Weg nach Hause schob sich mein Unterbewusstsein frech die imaginäre Brille mit dem Zeigefinger hoch und schüttelte den Kopf.
Auf das: “Haben wir ja super hinbekommen. Kannst du eigentlich irgendwas?” reagierte ich gleich mal mit einem anderen Finger. Aber mit beiden Händen.
Auf der Heimfahrt habe ich mit dem Versprechen, dass der Papa sicher Zuhause auf uns wartet, zumindest diverse Wutanfälle umgehen können. Und, könnt ihr schon erraten wie es weiterging? Ich kam mit “Papa, Papa!” rufendem Kind heim – und musste feststellen, dass der gute Mann offensichtlich ausgerechnet heute länger arbeitet.
Der Tag begann gegen 6 Uhr morgens und endete um 19:30 Uhr damit, dass ich während der Einschlafbegleitung mit meinem Sohn eingeschlafen bin. Fix und alle, nicht eine Minute Zeit für mich, Abendessen Fehlanzeige. Duschen – was ist das?
Vor der Mutterschaft sah mein Tag wie folgt aus: 5 Uhr aufstehen, fertig machen, eine Stunde und 50km Fahrt später – Work, Work, Work. Baustellenleben und Wortgefechte zwischen mir und Architekten par excellance. Win! Feierabend, 18 Uhr Zuhause, duschen, essen, aufräumen mit bisschen Haushalt. Zur Krönung Netflix and Chill auf dem Sofa, herrlich! Zwischen 22 und 23 Uhr fällt man zutiefst relaxt in den Schlaf, steht am nächsten morgen hoch motiviert auf. Alles in allem 18-19 Stunden Work-Life-Balance gehabt.
Und seit der Mutterschaft? Meine tägliche Work-Mom-Balance beträgt Round About circa 14 Stunden und macht mich um einiges müder als meine frühere 40-stündige Arbeitswoche ohne Kind. Statt Netflix and Chill darf ich nun wie eine Verrückte Grimassen ziehen, 25 mal Kegel des Kinderkegelspiels aufstellen und meinen Sohn motivieren, sie doch nicht mit den Füßen umzuschubsen, sondern mit dem dafür vorgesehenen Ball. Ich sauge eine endlos gelegte Spur von verlorenen Kekskrümeln auf und bekomme so meine 20.000 Schritte Fitness zusammen. Meine Dusche am Abend hole ich mir durch mein großzügig herumplanschendes Kind in der Badewanne ab, die Wasserspritzer reichen bis in den Flur – Schatz, willst du auch noch duschen? Stell dich mal in den Flur, dann bekommst auch noch was ab!
Beim Abendessen werde ich durch die übrig gelassenen Reste des Zwerges auf jeden Fall satt. Leibgericht des Kleinen: Egal was, hauptsache Ketchup ist drauf! Schon einmal Bordolaise-Fisch, Knödel mit Soße mit Ketchup gegessen? Folgt mir für weitere Food-Inspirationen 🙂
So gesehen habe ich dann doch eine Work-Life-Mom-Balance, oder?
Neben der Arbeit wird mein Organisationstalent gefördert, ich habe ausreichend Bewegung, ernähre mich individuell und kann sogar der alltäglichen Körperhygiene nachkommen. Hah. Falls noch nicht geschehen, sollte ich mir vielleicht den Begriff Work-Life-Mom-Balance patentieren lassen!
Oder einen geeigneten Arbeitgeber für diese Art der Balance finden. Ich glaube nämlich, dass der Stundenlohn für diese knackigen 14 Stunden wesentlich höher ausfallen sollte als in meinem Vollzeitjob. Immerhin schaffen wir Working-Moms in dieser Zeit mehr, als die anderen!
About:
Ich bin Sabrina (30 Jahre), Mutter eines wundervollen 1,5-jährigen Sohnes. Wir wohnen zusammen mit dem Papa in einem kleinen Dorf im Schwabenländle. Normalerweise mache ich beruflich in der Baubranche die Männerdomäne unsicher, aber Zuhause heizt mir vor allem ein (kleiner) Mann richtig ein 🙂
Ich habe einige Zeit gebraucht, um mich in der neuen “Mama-Welt” zurecht zu finden, da der Spagat zwischen dem harten Ton in der Arbeit und der bedürfnisorientierten Erziehung nicht ganz so einfach ist. Mein Chef sagte neulich zu mir: “Sabrina, du bist ganz schön weich geworden!”
Na und? Auf weichen Sachen kuschelt es sich immerhin besser, sieht mein Kind genauso.